Gemeindewald Straßdobl - Grundschüler rüsten auf

Dietersburg. Im Frühjahr bepflanzten die Schulkinder in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Gemeindewald Straßdobl mit selten gewordenen Baumarten. Zum Schulschluss besuchten sie „ihren“ Wald, erkundigten sich nach dem Wachstum und rüsteten mit selbst gebauten Nistkästen auf.

Bürgermeister Stefan Hanner begrüßte am Ende des vergangenen Schuljahres zum Nistkästenprojekt die Kinder, Rektorin Martina Allertseder, die Lehrerinnen und die Vertreter der Forstverwaltung mit Bereichsleiter Gerhard Huber. Gleich zu Beginn bestückten Bürgermeister Hanner und Gemeindearbeiter Bernd Krahl den Schaukasten mit Informationen zur bepflanzten Waldstelle. Wanderer und Besucher können sich nun vor Ort erkundigen und anhand der Infomappe die entsprechenden Baumarten erkennen und einiges mehr darüber erfahren.

Fünf Stationen konnten die Schüler durchwandern, um weiteres Wissen rund um den Wald zu gewinnen.

Seit einem Jahr ist Jonas Pollner Förster. Er beschäftigte die Schüler mit dem Thema Jagd. Gleich am Anfang der Infostunde im Wald verwies er die Kinder auf einen Hasen, der durch das Gebüsch huschte. Vier Kinder in seiner Gruppe wussten bestens Bescheid, denn sie haben Jäger in der Familie. „Die Jagd ist da, dass das Wild sich nicht zu stark vermehrt, dass das Gleichgewicht im Wald gehalten werden kann“, weiß Nico. „Weil es natürliche Feinde der Rehe zum Beispiel nicht mehr gibt“, ergänzt Pollner. „Wölfe und Luchse waren die besten Rehjäger“, wusste Konstantin. Gemeinsam erarbeitet die Gruppe, warum denn so ein Reh Schaden anrichten kann: der Verbiss ist dies. Nach einer kurzen Baumkunde probieren die Kinder die jungen Triebe - „sauer“, nimmt der Förster schon vorweg.

Der örtliche Revierförster Benjamin Scharnagl lässt währenddessen bei seiner Station die Schüler nach den gepflanzten Wildkirschen suchen. „Ein Ahorn ist fälschlicherweise drunter, wer findet das?“ beauftragt er die Suchenden. Alexander hat es entdeckt und freut sich. Max schreit von einer anderen Stelle auf – er hat ein Wespennest im Verbissschutz gefunden. Groß ist die Freude, als einzelne Wildbirnenbäume schon aus dem Verbissschutz rausschauen, weil sie so hoch gewachsen sind. Etwa zehn Prozent schätzt der Revierleiter verlustig. Das wäre ein zufriedenstellendes Ergebnis für ihn.

Waldumbaubeauftragte Veronika Kopfinger sucht mit ihrer Gruppe im Altholz nach Kieferbäumen. Im Werkunterricht hatten die Kinder aus Bausätzen Nistkästen gebaut und bemalt, die nun aufgehängt werden sollten. „Warum keine Fichte?“, fragt sie ihre Schützlinge, die prompt antworten: „Weil da der Borkenkäfer kommen kann und die dann gefällt werden.“ Die Himmelsrichtung ist noch wichtig, damit es nicht zu heiß wird im Nistkasten, dann legen sie los. Verschiedene Meisenarten und der Kleiber sollen die Häuschen bewohnen. Sie dienen als Ersatz für Spechtlöcher, die leider zu wenig vorhanden sind, da die alten, dicken Bäume fehlen. Jeweils im Herbst werden wir dann die alten Nester aus den Nistkästen räumen, denn die meisten Vögel können das alte Nest nicht selbst entfernen. Sie nutzen es aber auch nicht wieder, sondern würden im neuen Jahr ein Nest oben drauf bauen, erklärt die Fachfrau.

Der Gemeinde Dietersburg gehört der Straßdobler Wald. Deshalb erklärt der Bürgermeister seiner Gruppe ein paar grundsätzliche Aufgaben eines Waldbesitzers aus dem Bayerischen Waldgesetz. „Der Wald sollte richtig bewirtschaftet werden“, erklärt Hanner. Wild, Insekten und Pflanzen sollen im Gleichgewicht Einklang finden. An Beispielen wird bewusst liegen gelassenes käferfreies Kleinholz gezeigt, dies diene als Unterschlupf von Igel, Mäusen, Insekten, Vögel oder Ameisen, verrottet und dient dann wiederum als Humus. Das Grundstück ist an einen Jäger verpachtet, damit der sich um das Wild kümmert. „Ein Waldbesitzer muss seine Grenzen kennen“, erklärt der Bürgermeister und zeigt den Kindern die Grundstückskarte mit den eingezeichneten Grenzen und anschließend ein Grenzzeichen in der Natur. „Was, wenn wir nicht wissen, wem der Baum gehört?“ will Daniela wissen. „Dann bespricht man sich am besten mit dem Grundstücksnachbarn,“ so die Lösung des Gemeindeoberhauptes. Zum Schluss fasste er mit den Schülern die wichtigsten Verhaltensregeln zusammen, wenn wir den Wald für Spaziergänge, Pilze suchen oder ein Picknick nutzen.

Auf einer größeren Freifläche wird ein Mandala gelegt. Tannenzapfen, Moos, Blätter und Steine ergeben ein beachtliches Muster der Naturmaterialien. Lukas ordert Moos, um die Regelmäßigkeit des Musters fortsetzen zu können. „Es fördert die Sinne, Teamarbeit, Geduld, Konzentration und Motivation“, erklären die Lehrerinnen, die eine Spielestation aufgebaut hatten. Nebenan marschieren Kinder mit einem Spiegel vor der Nase im Gänsemarsch durch das Holz. Aus der Eichhörnchenperspektive betrachten sie ihren Weg. Die letzte Gruppe schwirrt aus und sucht Weiches, Spitzes, Rundes und Rotes. „Mit offenen Augen den Wald betrachten“, will ihre Lehrerin fördern. Zum Abschluss soll noch etwas Besonderes gesucht werden. Das durfte zur Erinnerung mit nach Hause genommen werden. Lea hat sich ein Sträußchen aus gelber Blume, Blatt und Gras gebunden, Fiona hatte sich für ein Kleeblatt entschieden.

„Alle haben zusammen geholfen und für die Kulturpflege was getan“, damit bedankte sich Scharnagl beiden Grundschülerinnen und Grundschülern, Lehrerinnen und Bürgermeister Stefan Hanner. Im nächsten Jahr sollen die Nistkästen sauber gemacht werden, die nächste Aktion im Gemeindewald ist also vorprogrammiert.

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Die Grundschulkinder Dietersburg kommen mit neuer Ausrüstung, 14 Nistkästen zurück zu ihrem Mischwald, den sie im Frühjahr bepflanzt hatten

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Die Bäumchen sind bereits sichtbar gewachsen im Verbissschutz

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Begeistert helfen die Schüler, die Nistkästen am richtigen Standort anzubringen

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Bürgermeister Stefan Hanner erklärt die Flurkarte mit Luftbild und die markanten Punkte zur Orientierung

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Aus der Eichhörnchenperspektive versuchen die Kinder durch den Wald zu marschieren

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Der Schaukasten im Straßdobler Mischwald ist nun mit Information bestückt.

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Das erste Wildbirnbäumchen treibt über den Verbissschutz hinaus aus

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Die Organisatoren v.l. Waldumbaubeauftragte Veronika Kopfinger, Förster Jonas Pollner, Revierleiter Benjamin Scharnagl und Bürgermeister Stefan Hanner freuen sich über die bunten Nistkästen im Straßdobler Wald

 

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